Kein Lachen erschallt mehr in den Gängen. Dort, wo noch vor kurzem Menschen geschäftig durch die bis dahin leeren Gänge liefen, lachend, glücklich, voller Tatendrag, ist jetzt wieder Ruhe eingekehrt. Ruhe und Stillstand. Und Zerfall. Nicht länger wird das Gebäude mittels Schimmelentfernung, Dachisolierung, Aufräumen und anderer Instandsetzung durch gesetzlose Chaoten zweckentfremdet. Auch der müßige lästige Umsonstladen ist endlich weg, immerhin sollen Waren ja gekauft werden. Wo kommen wir denn da hin, das ist ja schon Sozialismus. Endlich kann das Haus wieder verfallen und weitere 20 Jahre auf einen Käufer warten, der eh nicht kommen wird. Vor allem, da ja, dem Iran sei Dank, die Türen zugemauert und die Eingangstür komplett durch die Polizei demoliert wurde. Die Polizei erweist sich als verlängerter Arm eines islamistischen Despotenstaates.
Wir sind traurig. Wir sehen so viele Menschen mit Energie, die jetzt ins Nichts läuft. Wir sehen junge, engagierte Menschen, die sich für Politik, ein soziales Miteinander und eine bessere Welt einsetzen, anstatt sich für das Release des neuen iPhone zu interessieren oder wer gerade Germany’s next top model ist. Menschen, die eine Alternative suchen zur zunächst bunt scheinenden, aber in Wahrheit grauen Konsumgesellschaft, die uns eine Illusion von Freiheit vorgaukelt, die wir einfach nicht aktzeptieren wollen und können. Wir sind wütend. Eine Jugend, die jetzt wieder auf der Straße sitzt und ihr Potenzial verschwendet und gehört werden will. Daher ist es uns auch nur möglich, unseren Zielen und unserer Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung auf der Straße und in den Häusern zu nachzugehen. Menschen die bereit sind, für ihre Ziele und Träume nicht nur geringfügige Risikien für Freiheit und Gesundheit in Kauf nehmen. Es nicht nicht irgendein Hobby, es ist unsere Art zu leben und zu lieben. Und dafür brauchen wir einen Raum! Das heißt besetzen, kämpfen, auf die Straße gehen, zusammenhalten und etwas Besseres schaffen. Wenn es sein muss immer wieder und wieder von vorn, bis wir unsere Ziele erreichen, und auch dann nicht aufhören. Für ein soziales Miteinander anstelle von Anonymität im Kommerzparadies. Ohne das Geschwafel von einer Volksgemeinschaft oder Bezug auf traditionelle und patriarchale Identitäten. Sondern auf die Besonderheiten des Individuums und die Entfaltung genau dessen, was in einem Leben nach der Doktrin des Konsums oder einer völkisch-rassistisch motivierten Volksgemeinschaft nicht möglich ist.
Wir sehen viel Leid. Wir sehen den Krieg in Rojava, das internationale Erstarken von Nationalismus und Rassismus. Wir sehen das Elend der Flüchtlinge, den Ausbau von Kontrolle, Überwachung und Repression, die systematische Zerstörung des Planeten und die Ausbeutung des Menschen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass es Orte gibt, an denen über Alternativen nachgedacht, gerededet und gehandelt wird. Umso wichtiger ist es auch, (noch) unpolitischen Menschen eine Perspektive und Alternative in dieser anonymisierten, kalten Welt, in der jeder seine Bestimmung sucht, aber niemals findet, zu bieten. So einen Raum haben wir versucht zu (er)schaffen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ein Ort zum Leben, Lieben und Lernen.
Ein Ort für Kunst, Musik, Politik, Bildung, Zusammensein, Diskussionen, Feiern.
Ein Ort fernab der kommerziellen Logik.